Du interessierst dich für einen naturwissenschaftlichen Studiengang im Bereich der Lebenswissenschaften, doch steigst bei der Vielzahl angebotener Studiengänge nicht mehr durch? Dann bist du hier genau richtig. Längst gibt es nicht mehr nur die klassischen Studienfächer Chemie, Biologie und Physik, die dir aus der Schule ein Begriff sind. Heutzutage werden neben den drei klassischen Fächern noch zahlreiche interdisziplinäre Studiengänge angeboten, die sich irgendwo zwischen Chemie, Biologie, Physik, Medizin und Ingenieurwissenschaften bewegen. Ich habe mich durch den Dschungel an Studiengängen gekämpft, um dir einen möglichst übersichtlichen Überblick über die angebotenen Studiengänge zu geben und diese möglichst anschaulich voneinander abzugrenzen.
Biochemie
Beginnen wir mit dem Studiengang, der vom Namen her schon nahelegt, dass er sich genau auf die Schnittstelle zwischen Biologie und Chemie konzentriert – Biochemie. In der Biochemie werden die Vorgänge in Lebewesen mit dem Fokus auf den chemischen Reaktionen auf molekularer Ebene erforscht. Dabei konzentriert sich die Biochemie häufig auf Grundlagenforschung. Das bedeutet, dass in erster Linie das Verstehen der in Lebewesen ablaufenden Mechanismen eine Rolle spielt und die daraus abgeleitete Anwendung für den Menschen erst einmal zweitrangig ist.

Keyfacts:
- sehr forschungsorientiert, insbesondere Grundlagenforschung
- Fokus auf ablaufende chemische Reaktionen in Lebewesen
- Sehr interdisziplinär mit Vorlesungen aus klassischer Chemie und Biologie, aber auch spezielle Vorlesungen zur Biochemie, Bioanalytik, Medizin und Biophysik
Molekularbiologie
Wie in der Biochemie, versucht man auch in der Molekularbiologie zu verstehen, wie Leben auf molekularer Ebene funktioniert. Der Unterschied ist hingegen, dass man eher versucht, die Abläufe in einem größeren biologischen Kontext zu verstehen und der Fokus nicht so sehr auf einzelnen chemischen Umwandlungen oder Molekülen liegt.

Keyfacts:
- Sehr forschungsorientiert, insbesondere Grundlagenforschung
- Fokus auf molekulare Abläufe und Strukturen in Lebewesen in einem größeren Kontext
- weniger interdisziplinär als Biochemie
- Viele biologische Vorlesungen mit Fokus auf molekulare Vorgänge, ergänzt durch biochemische Vorlesungen und Vorlesungen aus den Bereichen Medizin und Biophysik
Molekulare Biotechnologie
Das Grundstudium (ersten Semester) ist in der molekularen Biotechnologie häufig sehr ähnlich zur Biochemie. Der Fokus liegt später aber nicht in der Grundlagenforschung wie in der Biochemie oder Molekularbiologie, sondern in der Anwendung von biochemischen Strukturen und Reaktionen. Man versucht also biochemische Vorgänge technologisch nutzbar zu machen. Also z.B. entwickelt man Methoden, um mit Enzymen oder ganzen Zellen bestimmte chemische Stoffe herzustellen.

Keyfacts:
- Fokus liegt weniger auf der Forschung, sondern eher auf kommerzieller, technologischer Anwendung biochemischer Reaktionen
- Sehr interdisziplinär mit Vorlesungen aus klassischer Chemie und Biologie, aber auch spezielle Vorlesungen zur Biochemie, Bioanalytik, Biotechnologie und Verfahrenstechnik
Chemische Biologie

Die chemische Biologie untersucht biologische Systeme ebenfalls auf molekularer Ebene, fokussiert sich dabei aber auf dessen Manipulation mithilfe chemischer Werkzeuge. Damit ist die chemische Biologie anwendungsorientierter als die Biochemie, aber gleichzeitig auch forschungsorientierter als die molekulare Biotechnologie, in der der Fokus eher auf der kommerziellen Anwendung biochemischer Abläufe liegt.
Keyfacts:
- sehr forschungsorientiert, sowohl Grundlagen- als auch anwendungsorientierte Forschung
- Fokus auf tiefgehende Untersuchung chemischer Prozesse in lebenden Organismen, dessen Regulation und Manipulation
- Sehr interdisziplinär mit klassischen Vorlesungen aus Chemie und Biologie, sowie speziellen Vorlesungen zur Biochemie, chemischen Biologie und Bioanalytik
Molekulare Medizin
Die Molekulare Medizin fokussiert sich darauf, medizinisch relevante Vorgänge im Körper zu verstehen und darauf basierend Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Dafür spielen vor allem die Bereiche der Biochemie und der Molekularbiologie eine Rolle. In beiden Studiengängen kann man sich in einem weiterführenden Masterstudium auch auf den Bereich der molekularen Medizin spezialisieren. Wenn für dich allerdings schon klar ist, dass dich vor allem dieser Bereich interessiert und du in diesem Bereich einmal arbeiten möchtest, dann kannst du dieses spezifische Fachgebiet auch schon im Bachelor studieren.

Keyfacts:
- Sehr forschungsorientiert, sowohl Grundlagenforschung (Krankheitsentstehung) als auch anwendungsorientierte Forschung (Therapiemöglichkeiten)
- Fokus auf medizinische Fragestellungen unter Anwendung molekularbiologischer und biochemischer Labormethoden
- Klassische Vorlesungen zur Chemie und Biologie, dazu speziell medizinische Vorlesungen
- Sehr spezialisiertes Studium
Biotechnologie

Die Biotechnologie ist ein stark anwendungsorientiertes Fachgebiet, das sich auf den Einsatz von biologischen Molekülen oder Organismen in technischen Verfahren fokussiert. So können beispielsweise mithilfe von Enzymen oder Zellkulturen bestimmte Chemikalien großtechnologisch produziert werden. Im Vergleich zur molekularen Biotechnologie steht hier der großtechnische Prozess und damit die Bioprozesstechnik mehr im Vordergrund als die molekularbiologischen Inhalte und Methoden.
Keyfacts:
- Stark anwendungsorientiert
- Fokus auf großtechnologische Produktion von chemischen Stoffen mithilfe biologischer Systeme
- Klassische Vorlesungen aus Biologie und Chemie, dazu spezielle Vorlesungen zur Biochemie, Biotechnologie und Verfahrenstechnik/Bioprozesstechnik
Biophysik
Die Biophysik fokussiert sich auf die Erforschung der Strukturen, Funktionen, Eigenschaften und Dynamik von biologischer Materie. Anders ausgedrückt werden physikalische Vorgänge von und in biologischen Systemen auf molekularer/zellulärer Ebene untersucht. Im Vergleich zur Biochemie und Molekularbiologie stehen hier eben nicht die chemischen Reaktionen oder der größere biologische Kontext, sondern die physikalischen Eigenschaften der biologischen Systeme im Mittelpunkt. Das erfordert auch ein tieferes mathematisches Verständnis, als es in den vergleichbaren Studiengängen gefordert ist.

Keyfacts:
- Stark forschungsorientiert, vorwiegend Grundlagenforschung
- Fokus auf physikalische Vorgänge in biologischen Systemen auf molekularer Ebene
- Klassische Vorlesungen aus Biologie, Chemie und Physik, dazu spezielle Vorlesungen zur Biophysik und zu Informatik/Computerprogrammierung
- Im Vergleich tieferes mathematisches Verständnis erforderlich
Molecular Life Sciences

Die Molecular Life Sciences befassen sich mit allen Bereichen der Lebenswissenschaften auf molekularer Ebene. In dem Studium erhält man in der Regel in den ersten Semestern eine naturwissenschaftliche Grundausbildung in den Bereichen Biologie, Chemie und Physik. In den folgenden Bachelorsemestern kann man sich dann auf eine bestimmte Fachrichtung im Bereich der Lebenswissenschaften spezialisieren. Der Studiengang ist dementsprechend besonders geeignet für alle, die sich für Naturwissenschaften interessieren, aber noch nicht genau wissen, welche interdisziplinären Fachbereiche sie besonders interessieren.
Keyfacts:
- Stark forschungsorientiert, insbesondere Grundlagenforschung
- Fokus kann i. d. R. selbst im Studium gewählt werden und liegt im Bereich der molekularen Lebenswissenschaften
- Viele Wahlmöglichkeiten und dadurch individuell gestaltbar
Alle Studiengänge auf einen Blick:

Abschließende Worte:
Ich hoffe, ich konnte mit diesem Beitrag bei dir ein bisschen Licht ins Dunkle bringen und du hast jetzt eine bessere Vorstellung davon, was die einzelnen Studiengänge ausmacht. Wenn du weitere Infos über den Biochemie-Studiengang haben möchtest und dich fragst, ob Biochemie genau das Richtige für dich ist, dann schau dir doch mal mein e-Book an.